Die Entstehung und Auswirkungen von Stress wirken scheinbar klar und eindeutig, die Zusammenhänge sind jedoch wesentlich komplexer. Am Einfachsten lässt sich eine Stressreaktion zuordnen, wenn jemand versucht zu viel Arbeit in zu wenig Zeit zu erledigen oder wenn psychische Faktoren ein positives Lebensgefühl und das persönliche Empfinden von Kompetenz nachhaltig stören. Weniger bekannt ist der sogenannte „Boreout“. Auch hier kommt es zu körperlichen und psychischen Stresssymptomen, die aber nicht durch zu große, sondern durch zu geringe Anforderungen entstehen. Konzentrationsmangel, Erschöpfung, Lust- und Antriebslosigkeit sowie somatische Begleiterscheinung haben in diesem Fall ihre Ursache in einem Gefühl von Langeweile, Sinnlosigkeit und vergeudeter Lebenszeit.
Dann gibt es eine oft unerkannte Form von Stress. Sie ist häufig bei Startup Unternehmern oder im mittleren bis gehobenen Management zu finden, die von unglaublicher Kraft und Euphorie gepaart mit einem hohen Verantwortungsgefühl getrieben sind. Die Überforderung des gesamten Systems wird lange nicht wahrgenommen, weil der „Kick“ durch die Euphorie die Erschöpfung zudeckt. Oft müssen diese Menschen erst regelrecht zusammenbrechen, mit ernsthaften Symptomen wie Herzattacken, Magengeschwüren oder chronischer Schlaflosigkeit bevor sie die Überforderung überhaupt wahrnehmen.
Stressreaktionen haben in unserem System eine natürliche Aufgabe: Sie helfen uns mit Situationen, die unser Leben bedrohen, umzugehen. Darüber hinaus erzeugen sie eine allgemeine Stimmulanz, um Herausforderungen im Leben bewältigen zu können. Insofern ist Stress an sich nicht pathologisch. Nur konkrete Auslöser und vor allem die Dauer von Stress machen krank.
Hilfreich für die Stressvermeidung ist eine achtsame Haltung dem eigenen Körper gegenüber und der bewusste Umgang mit individuellen Stressoren. Zeiten von Ruhe, Entspannung, ausreichender Schlaf, gesunde Ernährung und soziale Kontakte wirken Wunder bei der Vermeidung oder Linderung von pathologischem Stress.
Ein hilfreiches Motto für Situationen, die Stress in uns auslösen, ist sich klar zu machen, dass man grundsätzlich 3 Möglichkeiten hat damit umzugehen: „Love it, change it or leave it“